Weiterbildung und Fortbildung auf hohem Niveau! 29.09.2014

Vom 02. – 07.02.2014 fand in Pontresina, Schweiz wieder ein Association for Orthopaedic Research (AFOR) Kurs für Ärzte statt. Das Kursformat ist ideal für Kolleginnen und Kollegen in der fortgeschrittenen Weiterbildung, z. B. als Vorbereitung für die Facharztprüfung oder die Zusatzweiterbildung geeignet.

Dieser Artikel ist Auftakt zu einer Serie in der das Junge Forum der DGOU über besonders für die Weiterbildung und Fortbildung junger Kollegen geeigneter Kurse berichtet. Die AFOR ist eine Stiftung mit Sitz in der Schweiz zur Förderung der Aus- und Weiterbildung von Orthopäden und Unfallchirurgen und zur Unterstützung der Forschung zur steten Verbesserung der Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates. Sie wurde 1987 durch eine internationale Gruppe renommierter Orthopäden und Unfallchirurgen gegründet. Sie deckt mit ihrem Förder- und Ausbildungsprogramm ganzheitlich die Orthopädie und die Unfallchirurgie zur Behandlung des erkrankten und des verletzten Bewegungsapparates ab und ist deshalb gerade auch für die nach der neuen Ausbildungsverordnung geschaffenen Fachärzte für Orthopädieund Unfallchirurgie interessant.

Am AFOR Kurs 2014 nahmen 120 Ärztinnen und Ärzte teil. Ohne Rücksicht auf Berufspolitik, Zertifizierungen oder abrechnungstechnische Besonderheiten wurden ganz im Sinne des gemeinsamen Faches O&U verschiedene Teilgebiete unseres Faches näher beleuchtet und Neues mit Bewährtem verglichen. Prof. Bühren aus Murnau und Prof. Dora aus Zürich gelang es dabei ein Kursprogramm mit einem breiten Themenspektrum zu generieren und trotzdem eine ausreichend tiefgreifende Themenabhandlung zu gewährleisten. Prof. Windhagen, der derzeitige Präsident der AFOR, führte 5 Tage lang durch das abwechslungsreiche und gut sortierte Programm.

Für alle Teilnehmer etwas dabei

Themenschwerpunkte dieses Jahr waren die Prothetik an Knie, Hüfte und Schulter sowie die offenen und arthroskopischen rekonstruktiven Eingriffe an den Gelenken (z. B. Knorpelchirurgie, Umstellung, Rotatorenmanschettenchirurgie). Besonderes Augenmerk wurde auf Biomechanik der Gelenke und der Vergleich der verschiedenen chirurgischen Zugänge gelegt. Minimalinvasive Vorgehensweisen wurden mit offenen Verfahren kritisch verglichen. Die Grenzen zwischen konservativer und operativer Behandlung wurden für jedes Themengebiet ausgeleuchtet. Auch die konservative und operative Versorgung an der Wirbelsäule, inklusive neuer Verfahren zur Bandscheibenchirurgie, fanden Eingang in die Thematik. Einen weiteren Themenschwerpunkt stellten die Frakturen des alten Menschen und deren Behandlungsstrategien dar. Besondere Beachtung im Kursprogramm fanden die Behandlungsstrategien bei Becken- und Acetabulumfrakturen. Komplettiert wurden diese Inhalte durch die Integration konservativer Therapiemöglichkeiten inklusive der Orthesenversorgung nach Trauma.

Abwechslungsreiche Gestaltung

Der Aufbau des Kurses war derart gestaltet, dass er sich sowohl als Repititorium eignete, als auch für sehr spezifische Diskussionen ausreichend Raum bot. Diesbezüglich waren die Vormittage mit je sechs Übersichtsvorträgen belegt, während am Mittag Hands-on Workshops in Kleingruppen der Vertiefung der zuvor behandelten Thematik dienten. Diese Workshops beinhalteten spezielle OP-Techniken, wie den Anulusverschluß bei der Bandscheibentherapie oder Zementiertechniken für die Endoprothetik. Auch über Versorgungsstrukturen in Klinik und Praxis oder über Medizinrecht wurde informiert. Am Nachmittag wurde das Programm in Kleingruppen weitergeführt. Spezialisten erweiterten hier die in den vormittäglichen Vorträgen beleuchteten Thematiken näher. Es gab Seminare zur Knie-Tribologie, Protheseninfektion, Knorpeltherapien, minimal invasive Zugänge, Kurzschaftprothesen, Impingmentbehandlung, Spacermanagment in der Wirbelsäulenchirurgie, Bandscheibenrekonstruktion und Gonarthrose- und Weichteilschmerzmanagement, um nur einigen zu nennen.

Rundum gelungen

Die Auswahl der Referenten war qualitativ hochwertig. 60 Ordinarien, Chefärzte, anderweitige Spezialisten und Wissenschaftler waren anwesend, um ihr Fach- wissen an die Teilnehmer zu bringen. Dabei blieb in den Pausen und während den abendlichen Veranstaltungen ausreichend Zeit um offen gebliebene Fragen in vier oder mehr Augengesprächen zu klären. Ein ganz besonderes Highlight waren die abendlichen Fallvorstellungen, in denen komplexe Fälle aus den verschiedene Kliniken der Referenten aufgearbeitet wurden und in gemeinsamen, sehr offen geführten Debatten um Verbesserungspotential gerungen wurde oder auch einfach nur unterschiedliche Therapieoptionen abgewogen wurden.

Bzgl. der Organisation ist Pontresina mit dem Rondo-Kongresszentrum ein geeigneter Ort. Die Kosten des Kurses mit 750 Euro Teilnahmegebühr sind für 5 Tage angemessen. Hotels im mittleren Preissegment finden sich innerhalb weniger Gehminuten vom Kongresszentrum, so dass die Teilnehmer hier nicht auf den Nahverkehr angewiesen sind. Die Anreise per Auto aus Süddeutschland ist innerhalb weniger Stunden möglich, für die anderen besteht die Möglichkeit über den Flughafen Zürich und per Mietwagen bzw. via Bahn anzureisen. Während des Kongresses gibt es kostenfreies WLAN. Die AFOR gewährt zudem einige Stipendien, welche die Kongressgebühr und die Abendveranstaltungen inkludieren (Bewerbung im Jahr zuvor). Das Programm ist detailliert im Voraus auf der Homepage der AFOR (www.afor.org) einzusehen. Ein Script als Handout zum Kurs gibt es derzeit noch nicht. Die Vorträge der Referenten sind aber zeitversetzt auf der Homepage der AFOR für die Teilnehmer abrufbar.

Ein Stück mehr Gemeinsamkeit für O&U

Zusammenfassend ist der AFOR Kurs für Ärzte für Kollegen und Kolleginnen als Repititorium für die Facharztprüfung genauso empfehlenswert wie zur Vorbereitung auf die Zusatzbezeichnungen Spezielle Operative Unfallchirurgie oder Spezielle Orthopädie. Besonders geeignet ist es aber auch als Refresher für diejenigen, die bereits viel Erfahrung in der Behandlung muskuloskeletaler Krankheiten und Verletzungen besitzen und gerne die neuesten Therapieoptionen kennenlernen möchten bzw. noch von den Tipps und Tricks der anwesenden Spezialisten profitieren möchten. Der Kurs lebt vorbildlich die Gemeinsamkeit von O&U, sowohl in der Zusammenstellung der Themen als auch in der Zusammensetzung der Teilnehmer und Referenten. Die Kombination aus Vorträgen mit Hands-on Workshops und Seminaren ist ideal, um viel Information in kurzer Zeit kurzweilig und nachhaltig zu vermitteln. Der intensive Gebrauch eines TED Systems sowie ausreichend Zeit zur Plenums- und Individualdiskussion ermöglicht den Teilnehmern sich aktiv einzubringen.

Der AFOR Kurs für Ärzte in seinem jetzigen Format wird somit vom JungenForum der DGOU empfohlen. Der nächste Kurs findet vom 01.02.-06.02.2015 in Pontresina statt. In Zukunft werden wir an dieser Stelle weitere Kurse beschreiben und auf ihre Eignung bzgl. Weiterbildung und Fortbildung gerade auch für junge Kolleginnen und Kollegen bewerten.

Prof. Dr. med. Mario Perl
Dr. med. Matthias Münzberg